Zehn Jahre Hilfe für Kinder mit Förderbedarf „Kids Point“

Verantwortliche ziehen positive Bilanz. 41 Buben und Mädchen nahmen bislang teil

Memmingen/ Allgäu Chancengleichheit: Das war für Ludwig Rapp aus Weiler (Westallgäu) vom Verein Kinderbrücke Allgäu das Stichwort, als er den „Kids-Point“ ins Leben rief. Zehn Jahre ist das her und noch immer setzt sich das Projekt dafür ein, Mädchen und Buben mit besonderem Förderbedarf in ihrer schulischen und gesellschaftlichen Entwicklung zu unterstützen.
Initiiert wurde das Projekt in Räumen des Kinderschutzbundes in Kempten, Kaufbeuren und Memmingen. In Kempten wurde es mittlerweile vom Kinderschutzbund übernommen, in Kaufbeuren aufgelöst. Die Bilanz  beim Memminger „Kids-Point“ für die vergangenen zehn Jahre fällt positiv aus.
24 Mädchen und 17 Jungen nahmen an dem Modell teil – dabei bieten Kinderbrücke Allgäu und Kinderschutzbund Grundschulkindern eine Ganztagsbetreuung mit intensiver Förderung. „19 Kinder blieben von der ersten bis zur vierten Klasse bei uns. Davon wechselten vier Kinder ins Gymnasium, sechs in die Realschule, sieben in die Mittelschule und zwei besuchten auch weiterhin die Förderschule“, blickt die Erzieherin Sabine Faden auf die Zeit seit der Gründung im Oktober 2006 zurück.

Ehrenamtliche Helfer

Seit Beginn ist die Erzieherin beim „Kids-Point“ im Boot – gemeinsam mit Hauswirtschaftsmeisterin Rosmarie Weiß kümmert sie sich um die Mädchen und Buben im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Unterstützt werden die beiden von Praktikanten sowie zwei ehrenamtlichen Helfern, die jeweils einmal in der Woche dazu kommen.

Fünf Mädchen und drei Jungen

Derzeit besuchen laut Faden fünf Mädchen und drei Jungen den „Kids-Point“, der seit Beginn in Räumen des Kinderschutzbundes an der Herrenstraße untergebracht ist. Die Kinder kommen direkt nach der Schule und dürfen vor und nach dem gemeinsamen Mittagessen spielen, ehe es mit Unterstützung an die Hausaufgaben geht. „Insbesondere Lesen üben wir im Einzelunterricht“, erzählt Faden. Zwischen 16 und 16.30 Uhr werden die Kinder von Geschwistern abgeholt oder gehen selbständig nach Hause.

Familienähnliche Struktur

„Durch das unterschiedliche Alter und die kleine Gruppe kommt das Projekt recht nahe an die Familienstruktur“, sagt Rapp. Eng arbeitet der „Kids-Point“ mit Lehrkräften, Eltern, Jugendamt und dem Sozialpädiatrischen Zentrum Memmingen zusammen. Rapp und Angela Kolb aus Memmingen, ebenfalls Mitglied bei der Kinderbrücke, sind zweimal im Jahr zu Gast.

„Wir besuchen die kleine Gruppe einmal zum Schuljahresende und einmal zur Weihnachtsfeier“, erzählt Kolb. Zu Weihnachten werden auch Geschenke verteilt. Finanziert wird das Projekt von Anfang an durch die Kinderbrücke.

Gemeinsame Rituale

Zum Leben im „Kids-Point“ gehören gemeinsame Rituale, Feste und vieles mehr dazu. Dreimal waren die  „Kids-Pointler“ beispielsweise schon in Memmingen im Kinderkunstatelier, zudem gab es in den vergangenen zehn Jahren unter anderem Ausflüge in die Staatsoper nach München, zum Niedersonthofener See, zur Augsburger Puppenkiste oder zum pädagogischen Reiten. Als Bestätigung für die Arbeit im „Kids-Point“ empfindet es Faden, wenn einer ihrer früheren Schützlinge kommt und erzählt: „Ich habe es geschafft, ich geh jetzt auf die Realschule.“

Kinderbrücke Allgäu

Kids-Point

Seit Oktober 2006 findet beim Kinderschutzbund in Zusammenarbeit mit der Kinderbrücke Allgäu das Projekt Kids-Point statt. Kinder mit einem besonderen Förderbedarf werden hier während ihrer Grundschulzeit in einer kleinen, familienähnlichen Gruppe nach dem Unterricht versorgt, betreut und gefördert.

„Hier sind wir doch zu Hause“, „Hier kann ich spielen“, „Hier gibt es immer was Leckeres zu essen.“ „Am Geburtstag bekommen wir kleine Geschenke“, „Hier hilft mir jemand bei den Hausaufgaben und deshalb bin ich in der Schule schon besser geworden.“ Dies sind einige Aussagen der Kinder auf die Frage, ob sie gerne in den Kids-Point kommen und was ihnen besonders gefällt. Dass sie sich hier wie zu Hause fühlen sieht man an ihrem Verhalten, wenn sie von der Schule kommen. Den Schulranzen in die Ecke geworfen und schon sprudeln die Neuigkeiten des Vormittags aus ihnen heraus und voller Stolz erzählen sie natürlich von guten Ergebnissen bei ihren Proben.

Bis die Kinder von der Schule kommen hat die Hauswirtschafterin, Frau Weiß, das Mittagessen zubereitet und bei Bedarf helfen sie noch mit. Während des Essens wird darauf geachtet, dass die Tischmanieren eingehalten werden und die Gespräche in ruhiger und rücksichtsvoller Atmosphäre geführt werden. Die Erfahrung, regelmäßig ein warmes, gesundes Essen zu bekommen, dieses miteinander einzunehmen und dabei über das was einen bewegt zu sprechen und auch anderen zuzuhören, kann nicht jedes Kind in einer Familie machen.

Anschließend übernimmt die Erzieherin, Frau Faden, die Regie. Sie sorgt dafür, dass die Kinder in Zweier- oder Dreiergruppen, auf die verschiedenen Räume der Geschäftsstelle verteilt, in Ruhe ihre Hausaufgaben machen können. Diese Aufteilung ist durch die Unterstützung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, PraktikantInnen der FOS und der Berufsfachschule für Kinderpflege möglich. Die Intensität der Unterstützung ist natürlich von Kind zu Kind unterschiedlich. Manche benötigen noch Erklärungen, bei anderen müssen nur noch die Ergebnisse überprüft werden. Aber insgesamt kann festgestellt werden, dass sie gelernt haben, selbstständiger zu arbeiten.

Die verbleibende Freizeit wird je nach Witterung zum Spielen oder Lesen im Haus oder zum Austoben im Hof oder den nahe gelegenen Parkanlagen genutzt.